Exkurs Bogenschießen
Um besser zu verstehen, was das heutige Bogenschießen und der 3D-Druck miteinander zu tun haben, gibt uns der 25-jährige Student (Entwicklung und Management im Maschinen- und Automobilbau an der Hochschule Coburg) einem kleinen Exkursin die Entwicklung des Sport-Bogens. „Der Bogen ist an und für sich schon über 14.000 Jahre alt und galt lange Zeit als Jagd- und Kriegswaffe aus Holz. Die Entwicklung des sportlichen Bogenschießens entstand ca. 1545 in England. Über die Jahre hinweg entwickelte sich der Bogen zu einem High-Tech-Sportgerät, das nicht mehr aus nur einem einfachen Holzstück besteht. Okay, solche Bögen gibt es heute noch und sie werden tatsächlich auch geschossen. Die High-Tech-Variante aber besteht aus vielen verschiedenen Komponenten, die teils individuell angepasst werden können.“ Und da kam der 3D-Druck ins Spiel…
Projekt „Griffe drucken“ startet
In Jakobs Fall ging es um den Griff seines Bogens. Ein solcher besteht meist aus Holz oder Kunststoff und ist ein wichtiger Bestandteil des Sportgeräts. „Der Griff ist der einzige Kontaktpunkt des Sportlers zum Bogen und sollte deshalb individuell angepasst sein. Hierfür ist die 3D-Druck- und Scantechnik prädestiniert.“ Hilfe hat er unter anderem von einem unserer Maker, Roland, erhalten. Über ihn ist er auch in Kontakt mit CREAPOLIS-Teammitglied Lorenz gekommen, der Jakob bei seinen ersten Scans geholfen hat. Mit vereinten Kräften ging es dann an die Arbeit.
„Im ersten Schritt haben wir ein 3D-Modell meines aktuellen Griffes erstellt, damit ich immer noch meinen originalen Griff im Standardzustand habe, denn mit diesem komm ich relativ gut zurecht. Anschließend haben wir das 3D-Modell zwei Mal gedruckt. Leider fiel uns nach dem ersten Druck auf, dass die Genauigkeit mit 0,2 mm nicht genau genug war und ich musste nacharbeiten. Also wurden die Griffe mit Powerknete auf meine Ansprüche modelliert und angepasst. Die modellierten Griffe wurden daraufhin erneut gescannt und gedruckt. Zugegeben, natürlich hätte man nach dem Modellieren, die modellierten Griffe abschleifen können, damit ein saubererer Druck entsteht, aber da die Griffe meist mit einem Tennisband umwickelt werden, um die Reibung zu erhöhen, habe ich mir diesen Schritt gespart.“
Projekt erfolgreich
„Das Ergebnis lässt sich für den ersten Versuch sehen und fühlt sich beim Schießen auch ganz gut an.“, erzählt Jakob. Er betreibt Bogenschießen schon seit 19 Jahren und ist im Jahr 2019 Deutscher Hochschulmeister geworden. Ersatzgriffe kann er sich mit seiner Vorlage ab jetzt so viele drucken, wie er möchte. Viel Spaß damit!
Der Griff sei übrigens nicht das einzige Bauteil, das mittels 3D-Druck hergestellt werden kann, erklärt Jakob weiter. Es gebe viele weitere Möglichkeiten den 3D-Druck und das Bogenschießen zu kombinieren. So könnten Teile der Visiervorrichtung gestaltet, Halter für Hilfsmittel für das Training designed oder Schrauben (meist zöllisch) nachkonstruiert und gedruckt werden. Für einen Compoundbogen (siehe Bildergalerie) ist ein sogenanntes Release nötig. Dieses könne mittels 3D-Druck durch ein Teil in beliebiger Form und Farbe ausgetauscht werden. „Insgesamt“, resümiert Jakob „gibt es einige Teile am Bogen oder der Ausrüstung, die mittels 3D-Druck realisiert werden können. Denn was bringt jemanden ein Bogen, mit dem man sich nicht wohl beim Schießen fühlt.“
Und falls eure Neugier jetzt geweckt ist, hat Jakob noch einen Tipp: „Wenn ihr Bogenschießen mal ausprobieren wollt, es gibt viele Vereine, die sich über Neuzugänge freuen. Im Coburger Raum wären das zum Beispiel die SG Einberg (schießen eher traditionell) und der FSV Bad Staffelstein (vor allem Sportbogen). Falls ihr nicht aus der Coburger Ecke kommt einfach mal googlen 😉“
Autorin: Judith Rziha, 10. März 2021
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