„Die Idee einer Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt hatte ich immer in mir“, erzählt Roland Krafft. Er ist schon seit Ende der 90er Jahre ehrenamtlich beim ADFC (Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club e. V.) engagiert und leitet seit Sommer 2020 die CREAPOLIS Fahrradsprechstunden. Die Anfrage von CREAPOLIS, ob es beim ADFC jemanden gäbe, der Hilfe bei der Fahrrad-Reparatur anbieten könnte, kam gelegen. Und so hat sich Roland mal gemeldet, um es auszuprobieren.
Erst eins, dann zwei, dann drei …
Alle drei Wochen nimmt er sich am Nachmittag Zeit, um Menschen dabei zu helfen, ihr Fahrrad wieder in Gang zu bekommen. Oft sind es nur Kleinigkeiten, wie ein Platten. „Einmal“, erinnert er sich, „ist eine junge Frau mit einem Platten zu mir gekommen. Wir haben angefangen zu flicken. Erst eins, dann zwei, dann drei … irgendwann ging dann das erste Loch wieder auf und wir mussten dort noch einmal neuen Kleber auftragen. Am Schluss hatte sie fünf Löcher in ihrem Schlauch gehabt. Das hat sich etwas hingezogen, aber wir haben alles repariert.“
Er selbst leitet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sprechstunde nur an. Repariert wird selbst. „Ich fände es schön, wenn sich mehr Leute dafür interessieren und engagieren würde.“ Es ist ihm wichtig, dass die Leute sich mit ihren Rädern auskennen. Besonders Vielfahrer sollten die Basics machen und Verschleißteile ersetzen können. Oft seien es Kleinigkeiten, um die sich nicht gekümmert wird. Gerade die Pflege, wie die Kettenpflege, werde gerne vernachlässigt, obwohl sie doch gerade im Winter mit Nässe, Schmutz und Streusalz so wichtig wäre.
Alter Rahmen, neuer Besitzer
Ab und zu kommt auch mal ein etwas schwierigerer Fall auf Roland Krafft zu. An einen erinnert er sich noch gut. „Das Fahrrad war total hinüber, wir hätten es komplett überarbeiten müssen. Eigentlich war nur noch der Rahmen brauchbar. Das habe ich dem Besitzer gesagt und er hat es dann doch lieber am CREAPOLIS Hof gelassen, falls ihn jemand als Ersatzteil nutzen möchte.“ Ein paar Wochen später war der Rahmen weg und, so erzählt Roland, ein Fahrrad fährt mit eben diesem Rahmen in der Stadt herum. „Das war ein schöner Stahl-Rahmen … viel zu schade zum Wegwerfen. Umso besser, dass jemand ihn weiterverwenden konnte.“
CREAPOLIS kannte Roland vorher nur am Rande. Bei einem Tag der offenen Tür habe er schon einmal eine Führung durch den Makerspace bekommen: „Ich finde es toll, dass hier jeder vorbeischauen kann und Maschinen nutzen und seine Ideen umsetzen.“ So wie auch er jetzt seine Idee der Selbsthilfe-Werkstatt im CREAPOLIS Hof am ehemaligen Coburger Schlachthof-Areal umsetzen konnte.
Autorin: Judith Rziha, 06. April 2022