Die Herrngasse zwischen Marktplatz und Schloss Ehrenburg liegt genau im Zentrum der vielen Stationen der Coburger Museumsnacht. Wer vom Albertsplatz aus in die Stadt und weiter zum Schlossplatz läuft, kommt unweigerlich hier durch und damit auch am Stadtpunkt Fugenlos vorbei.
Dort hatten wir uns ein ehrgeiziges Ziel gesteckt: Auf knapp 150 Quadratmetern wollten wir die verschiedenen Fachbereiche der Hochschule vorstellen – mit ausreichend Platz zum Experimentieren. Prinz Albert persönlich würde als roter Faden durch die Ausstellung führen und die Besucher*innen auf seine Entdeckungsreise mitnehmen.
Ein Denkmal im Fugenlos
Gleich im Schaufester begrüßt ein lebensgroßer Albert aus Wellpappe die Besucher*innen. Aus 500 Einzelteilen und über 250 Schichten setzt er sich zusammen. Ausgeschnitten wurden die Bestandteile mit dem Lasercutter: „Klassischer Modellbau trifft digitale Fertigungsverfahren“ steht auf dem Schild neben der Figur.
Königin Victoria-Double Lou Leimeister legt ihren Arm auf die Schulter des Papp-Alberts. Schnell ein paar Schnappschüsse für den Fotografen, dann geht es weiter zur nächsten Station. Im ersten Stock gibt es den Prinzen nämlich digital. Die erweiterte Realität macht’s möglich. Mit spezieller App und Tablet kann man die Prinz-Albert-Statue vom Coburger Marktplatz mitten ins Fugenlos stellen. Lou Leimeister und Albert-Double Jerry Paramo lassen sich auch hier mit dem digitalen Albert ablichten, bevor sie zum nächsten Auftritt bei der Museumsnacht müssen.
Neben der Treppe im ersten Stock des Fugenlos erklärt Studentin Sophie Schmidt einer Besucherin, wie Eye-Tracking funktioniert. Auf dem Computer-Bildschirm soll sie sich zwei Bilder anschauen – einmal das Titelbild des Katalogs zur Weltausstellung von 1851, einmal das Titelbild des Programms zur Nacht der Kontraste. „Im Marketing wird das schon seit vielen Jahren genutzt“, sagt Prof. Dr. Roland Hertrich. „Eine Kamera zeichnet die Augenbewegungen auf. Sie verrät, wo wir auf dem Bild als erstes hingucken, wo unser Blick am längsten hängen bleibt und welche Bereiche wir gar nicht anschauen. Daraus können Unternehmen zum Beispiel ableiten, ob sie ihre Produktkataloge anders gestalten müssen.“
Miserables Strömungsverhalten
Von der anderen Seite des Raumes dringt Gelächter hinüber. Die Fakultät Maschinenbau und Automobiltechnik hat dort einen Windkanal aufgebaut. Durch eine Glasscheibe kann man ins Innere schauen und beobachten, wie der Luftstrom sich verändert, wenn er auf einen Gegenstand trifft. Gerade ist das eine orangene Miniatur des Prinz-Albert-Denkmals. Windschnittig ist die nicht gerade. Maschinenbau-Student Felix Jung bescheinigt dem Prinzen ein miserables Strömungsverhalten. Viel zu viele Verwirbelungen entstehen um seinen Körper. Zwei Besucher wollen es genauer wissen: Wie schlägt sich der Modell-Porsche? Jung stellt das Auto in den Kanal und schaltet den Wind ein. Kleine Düsen blasen die Luft auf das Fahrzeug. Mit herkömmlichem Diskonebel wird die Strömung sichtbar gemacht. Gleichmäßig fließen die um den kleinen Porsche herum - nur am Spoiler kräuselt sie sich etwas.
Mehr als 20 verschiedene Projekte konnten die Besucher*innen der Museumsnacht im Fugenlos entdecken. „Jede Fakultät hat mitgemacht“, freut sich Verena Blume, Netzwerkmanagerin bei CREAPOLIS und hauptverantwortlich für die Aktion. „Wir wollten einen möglichst vielseitigen Einblick geben und zeigen, welche Kompetenzen es an der Hochschule gibt.“ Manche haben sich extra ein kleines Projekt ausgedacht, andere haben den Albert in aktuelle Forschungsprojekte integriert. In der Fakultät Elektrotechnik und Informatik begleitet eine Albert-Miniatur Forscher bei der Qualitätskontrolle einer Photovoltaik-Anlage. In der Sozialen Arbeit schaut sich ein digitaler Albert-Zwilling Erklärvideos zum Thema Vater werden an. Studierende haben diese erstellt und auf ihrem YouTube-Kanal Vaterglück veröffentlicht. Die Fakultät Angewandte Naturwissenschaften hat eine leuchtende Büste des Prinzen aus einem Kunststoff gefertigt, der Licht leiten kann. Statt Haare wächst Kresse auf dem Kopf von Albert. Und im Erdgeschoss haben Studierende der Fakultät Design Weihnachtsbaum-Entwürfe für das Foyer des Victoria-and-Albert-Museums in London aufgestellt.
Digitale Denkmaltechnologie macht's möglich
Dass Prinz Albert überhaupt so vielfältig zum Einsatz kommen konnte, ist der Arbeit von Prof. Dr. Olaf Huth und Gerhard Gresik vom Studiengang Digitale Denkmaltechnologien zu verdanken. Sie haben das Prinz-Albert-Denkmal auf dem Coburger Marktplatz eingescannt. Auf Basis der Daten sind die Albert-Nachbildungen entstanden.
Rund 400 Besucher*innen haben im Fugenlos vorbeigeschaut. „Uns freut besonders, dass die die da waren, auch sehr lange geblieben sind und sich alles angeschaut haben. Nächstes Jahr sind wir gerne wieder dabei!“ sagt Verena Blume zufrieden.