Das Bau-Lab in der Designfabrik: Eine Bühne für Studierende

 Creapolis
In den vergangenen Monaten hat sich in der ehemaligen Schlachthalle schräg gegenüber vom CREAPOLIS Makerspace einiges getan. Laura-Maria, die den Prozess koordiniert, gibt einen Einblick.

Laura-Maria arbeitet als Koordinatorin für die Designfabrik im Projekt CREAPOLIS + design. In den vergangenen Monaten hat sich hier einiges getan – im Rahmen der Campus.Design Open konnte die Designfabrik, die gerade in der ehemaligen Schlachthalle entsteht, zum ersten Mal ihre Tore öffnen. Bei dieser Gelegenheit wurde das Bau-Lab der Hochschule Coburg, das hier untergebracht ist, mit einer Ausstellung eröffnet. Bis dahin war es ein langer Weg, in den Laura-Maria nachfolgend einen Einblick gibt:

Die Idee

Die ehemalige Schlachthalle soll zur Designfabrik werden – diese Idee wurde schon vor drei Jahren geboren und anschließend in den Projektantrag von CREAPOLIS + design formuliert. In den letzten Monaten haben wir die ersten Ideen gemeinsam mit unserem Projektpartner, dem Coburger Designforum Oberfranken, weiterentwickelt. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, das Gebäude in eine Bühne zu verwandeln – aber nicht im herkömmlichen Sinne. Kurz gesagt geht es darum, Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern insb.  der Fakultät Design, einen Ort des Austauschs zu bieten, auf denen sie sich und ihre Arbeiten präsentieren können. So ermöglichen wir Begegnungen zwischen Hochschule, Öffentlichkeit und den wirtschaftlichen Akteuren der Region, inhaltlich eng orientiert an Themen aus Bauen & Design. 

Dabei bewegen wir uns irgendwo zwischen einem musealen und subkulturellen Charakter. Denn nicht nur die ehemalige Schlachthalle liegt im Fokus des Konzeptes, sondern auch die Fläche davor. Hier entsteht ein Reallabor, also ein Ort, der das Experimentieren in den Vordergrund rückt. Studentische  Ideen oder experimentelle Forschungsprojekte können auf dieser Fläche 1:1 gebaut und umgesetzt werden. Die Brachfläche wird damit  neu mit Leben - Wissenschaft zum Anfassen! - gefüllt ...

Hier ein Lageplan des ehemaligen Schlachthofgeländes mit der Designfabrik:

Wir verstehen die Designfabrik als Transferort. Durch Ausstellungen von studentischen Arbeiten, Kooperationen mit Unternehmen und durch Veranstaltungen wie Vorträge und Podiumsdiskussionen wollen wir Menschen aus der Region miteinander vernetzen. Wichtig ist für uns hierbei immer die Wechselwirkung mit der Hochschule Coburg, denn genau das ist "Transfer" - Interaktion zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Mit unseren Studiengängen im Bereich Bauen und Design haben wir an der Hochschule ein echtes Alleinstellungsmerkmal, das wir noch stärker nach außen tragen wollen. Nicht umsonst hat es "Design" auch in den Projekttitel von "CREAPOLIS + design" geschaftt ;-) ... und mit der Designfabrik schaffen wir genau das: eine Bühne für Design.


Die Konzeptionierung

Die ehemalige Schlachthalle hat mit ihrem industriellen Charakter sofort mein Herz gewonnen. Im Innenraum begegnet uns ein Mosaik von unterschiedlichen Materialien. An den Wänden sind noch die alten Fliesen. Sie erinnern dunkel an die ehemalige Nutzung des Gebäudes. Ehemalige Fensteröffnungen wurden voller Pragmatismus mit Hochlochziegeln zugemauert und spiegeln im Innenraum die Fensterreihung der Fassade: Eine Eigenheit, die dem Raum eine eigene Wirkung verleiht. Nichts ist perfekt und vieles aus Pragmatismus heraus entstanden.  Und vielleicht ist es genau das, was dem Gebäude seinen ganz eigenen Charme gibt. Eine Atmosphäre, die wir heute so nicht mehr baulich erzeugen können, denn sie ist gewachsen und erzählt uns eine ereignisreiche Geschichte.


Die Umsetzung

Aus architektonischer Sicht wurde schnell der Entschluss gefasst, im Innenraum minimalinvasiv vorzugehen. Alle baulichen Maßnahmen, die wir machen müssen, um das Gebäude infrastrukturell auf ein Niveau zu heben, um hier angemessene Ausstellungen und Veranstaltungen stattfinden zu lassen, sind rückbaubar.

Die Visualisierung zeigt, wie die Designfabrik für eine Ausstellung inszeniert werden soll:

Die Designfabrik teilt sich die Räumlichkeiten mit dem Bau-Lab, einer Initiative von Prof. Dr. Rainer Hirth . Im Fokus des Bau-Labs steht, Architektur-Studierenden die Basis handwerklichen Schaffens an die Hand zu geben. Dabei geht es auch um die Anwendungsmöglichkeiten von nachhaltigen Baustoffen wie Holz, Lehm oder Stroh, mit denen sich die Studierenden bspw. bereits im Rahmen des Projekts Circular Tiny House beschäftigt haben.

Es entstand schnell der Wunsch, diesem einmaligen Konzept und den Projekten des Bau-Labs eine Ausstellung zu widmen und zwar im Rahmen der Campus.Design Open. Das war die Feuertaufe. Die erste Ausstellung in der Designfabrik, ohne dass wir überhaupt begonnen hatten eine Ertüchtigung vorzunehmen. Die Räumlichkeiten wurden in ihrer Reinform in Szene gesetzt.

Im Rückblick auf unsere erste Ausstellung bin ich immer wieder positiv überrascht davon, was aus dieser ungezügelten Industriebrache entstehen konnte. Dem Schwerpunkt der Ausstellung hat genau dieser authentische Charakter der ehemaligen Schlachthalle gut getan. Zugegeben: ein bisschen Aus- und Aufräumen mussten wir vorher schon ...

In diesem Prozess konnten wir einige der Gegenstände und Möbel, die in der Halle gelagert waren, an Maker verschenken. Die große Ausräumaktion fand ungefähr vier Wochen vor der Ausstellung statt. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir lediglich mit Professor Hirth abgeklärt, dass er die Projekte des Bau-Lab als Ausstellungsinhalt aufbereiten würde. Es folgten Besprechungen, Abstimmungstermine, Planungstreffen und, und, und. Die Hängung der Ausstellungsobjekte wurde definiert, die Gliederung der Inhalte passend zu den Räumen besprochen und die strukturellen Aspekte geklärt. Während wir an den Innenwänden eine Ensemblehängung bevorzugten, die in ihrer Erscheinung eher wild ist, sollten die Längsseiten durch eine Reihenhängung beruhigende Impulse senden. Die Projekte haben wir nach Hängung geordnet und die Inhalte kuratiert. Der Aufbau und die Lichtplanung fanden in der letzten Woche vor dem Ausstellungstermin statt. Wie gut, dass wir neben unserem Team auch Unterstützung von Stefan Schneider und dem Coburger Designforum Oberfranken hatten, die uns u.a. mit Ausstellungsequipment unter die Arme gegriffen haben.

Die Dokumentation

Neben dem Aufbau und den organisatorischen Arbeiten habe ich mich auch der Dokumentation unserer Reise gewidmet und diese auf dem Instagram Kanal der Designfabrik festgehalten. Oft verliert sich der Blick für die Dinge, die hinter den Kulissen stattfinden. Auf den Besucher mag die Ausstellung als wenig umfangreich oder „einfach“ erschienen sein. Im Hintergrund steckt dabei natürlich oft viel mehr.

Während also bereits die Feierlichkeiten des Campus.Design Open in vollem Gange waren, haben wir bis zur letzten Minute unsere Ausstellung vorbereitet. Am Samstag, 11. Mai, waren wir dann von den zahlreichen Besuchern, die zusammen mit Prof. Dr. Rainer Hirth den Weg über die Frankenbrücke zur Designfabrik gefunden haben, mehr als positiv überrascht. Rainer hat eine exklusive Führung durch die Ausstellung gegeben und zu jedem Projekt einige schöne Anekdoten erzählt. Vor allem aber hat er den Besuchern durch eine umfangreiche Präsentation einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte geben können.

Ich freue mich auf weitere spannende Ausstellungen. Die Designfabrik soll ein Ort des lebendigen Austauschens werden und eine Bühne bieten, um das facettenreiche gestalterische Schaffen nahbarer zu machen. Die erste Ausstellung war ein gelungener Auftakt - und jetzt freuen wir uns auf mehr: mehr Studierende, mehr Forschung, mehr Projekte, mehr Interaktion - und v.a. mehr Design in der Designfabrik :-)

Autorin: Laura-Maria Konrad, 14. Juni 2024

Creapolis

Team-Interview: Christine

Christine kümmert sich als Projektmanagerin um die Campusentwicklung auf dem ehemaligen Schlachthofgelände in Coburg und das Reallabor. Im Interview erzählt sie von ihren ersten Wochen im neuen Job. 

Mehr dazu